Kraftplatz La Palma Schule des Herzens

Schönheit und Wandel

La Palma ist eine Insel, die diese beiden Aspekte des Lebens besonders deutlich hervorbringt. Sie ist damit auch ein Abbild vom Leben selbst, das ja aus ständiger Veränderung, aus ständigem Auflösen und Neuentstehen, besteht. Letztendlich ja jeden Augenblick, mit jedem Atemzug.

2021 hat ein Vulkanausbruch, der ca. 3 Monate andauerte, ein ganzes Gebiet mit tausenden Häusern unter seiner Lava begraben. Auf der einen Seite eine große Zerstörung und gleichzeitig hat der Vulkan Tajogaite auch etwas sehr Schönes und tief Berührendes – zumindest haben wir es so empfunden. Und gleichzeitig entsteht auf der Lava neues Leben von einzigartiger Schönheit, wie man an vielen anderen Orten auf der komplett durch Vulkanausbrüchen entstandenen Insel sehen kann.

Schönheit, Lebendigkeit und Veränderung ist auf dieser Insel besonders auch in Bezug auf die Elemente zu erleben – nicht nur durch die vielen Vulkane, sondern auch durch den Atlantik, der La Palma umgibt. Wilde Wellen, Ebbe und Flut und spektakuläre Brandungen machen die Kraft der Elemente besonders spürbar. Auch der Wind ruft erstaunliche Phänomene hervor: wenn er z.B. Wolken über den Höhenkamm in der Mitte der Insel drückt, entsteht ein Wasserfall aus Wolken, den wiederum die palmerischen Kiefern für sich zu nutzen wissen, indem sie mit ihren haardünnen Nadeln das so lebensnotwendige Wasser aus der Luft filtern. Ganz anders fühlt sich der Kalima an, eine Wetterlage, die sich oft durch drückende Hitze oder einen starken Südwind bemerkbar macht und die Insel in Saharasand einpudert. Ja, und natürlich auch die Sonne, die vor allem auf der Westseite für angenehme Wärme sorgt – vor allem im Winter.

Auf La Palma ist auch zu spüren, wie sehr das Klima aus den Fugen geraten ist. So sind uralte Quellen und Bachläufe oft schon vollkommen ausgetrocknet – und das auch im Winter, La Palma’s „Regenzeit“. Oft wird das Wasser der Bäche schon in höheren Lagen „abgefangen“ und ins weitverzweigte Kanalisationssystem eingespeist, das dann den unzähligen Bananenplantagen zugeführt wird. Gerade auf dieser Insel mitten im Atlantik, wird es umso deutlicher, welch wichtige Rolle Bäume für die Bildung von Regen spielen – und das natürliche Gleichgewicht ist auch hier gestört, weil es selbst auf der grünen Insel (Isla Verde) nicht mehr genug davon gibt.

Gleichzeitig hat sich auf La Palma eine wachsende Permakulturbewegung gebildet, die ein ermutigendes Gegengewicht zu dieser Mißwirtschaft bildet. Wir durften mehrere dieser Pioniere und Projekte kennenlernen und auch etwas mithelfen. Vielleicht entsteht durch diese miteinander vernetzten Projekte ein grüner Gürtel auf der Insel, der die Menschen mit gesunden Lebensmittel versorgt und das lokale Klima regeneriert.

Auf den Spuren der Ureinwohner La Palmas

Am meisten faszinierte uns die Möglichkeit auf den Spuren der Ureinwohner La Palmas, den Benahoaritas, zu wandeln. Sie nannten die Insel „Benahoare“, was in ihrer Sprache „mein Land“ heißt. Sie lebten in Höhlen in einer einfachen und naturverbundenen Lebensweise bis sie vor gut 500 Jahren von den spanischen Konquistadores auf brutalste Weise ihres Zuhauses beraubt und ihre Kultur zerstört wurde.

So wurde uns im Laufe unseres Aufenthaltes immer mehr bewusst, was für einen wertvollen Schatz La Palma hütet und wir tauchten immer tiefer in die Spurensuche ein. Wir waren zutiefst beeindruckt von der wunderschönen Keramik, die überall auf der Insel gefunden wurde. „Alles Einzelstücke. Keine gleicht der anderen“, erklärte uns Ramon, der seit 48 Jahren alle Nachbildungen für Museen anfertigt. Es gäbe hier noch so viel zu erzählen, vielleicht folgt noch ein extra Bericht über die Benahoaritas 🙂

Vor allem die Petroglyphen, Steingravuren der Ureinwohner, wurden zum Großteil erst im letzten Jahrhundert wiederentdeckt und ihre Bedeutung gibt den Forschern nach wie vor Rätsel auf. Oft befinden sie sich an markanten und wunderschönen Orten, ehemaligen Versammlungs- und Ritualplätzen. Bei unserem Hinspüren und Verbinden mit den Steinen stiegen in uns immer wieder Ahnungen auf, z.B. dass Petroglyphen auch Teil von Regenritualen waren. Wasser über eine Petroglyphe fließen zu lassen und die Spiral-Gravur mit einem Finger nachzufahren hat eine Wirkung, vor allem auch im eigenen Herzen. Auch gibt es Anzeichen, dass die Benahoaritas eine verehrende Haltung der Sonne gegenüber haben. Sonne und Wasser, zwei zutiefst grundlegende Voraussetzungen für Leben.

Wir hatten das Gefühl mit dieser alten Kultur in Verbindung zu sein und den Frieden und die Naturverbundenheit zu spüren, die für die Benahoaritas selbstverständlich waren. Auch in anderen Teilen des prähistorischen Europas gab es Friedenskulturen und uns drängte sich der Gedanke auf, dass die Ureinwohner La Palmas mit ihnen in Verbindung gestanden haben könnten.

Die Spirale, die man auch aus anderen prähistorischen Kulturen der Erde kennt, z.B. auf Malta, ist ein Symbol für die Verbindung zur großen Urmutter, zum Göttlichen. Sie bewegt sich dabei in zwei Richtungen: einmal von Innen nach Außen – ein Öffnen und weit werden – und von Außen nach Innen – eine Art Konzentration und in die Tiefe gehen. Wir waren von diesen Gedanken und dem Spüren so begeistert, dass wir gerade überlegen, ein neues Logo zu entwerfen mit der Spirale als Symbol. Drückt es doch genau das aus, wohin sich unser Weg entwickelt: den Weg nach Innen zu gehen mit Meditation und Stille und den Weg nach „Draußen“ durch Kontakt und ein Gefühl des Verbundenseins mit der Natur und der Schöpfung.

So sind wir nach unserem 11-wöchigen Aufenthalt reich beschenkt mit intensiven Erfahrungen sowohl in Bezug auf Schönheit und Verbundenheit, als auch bezüglich Wandel und Zerstörung wieder zurückgekehrt. Wir freuen uns sehr, all das mit Euch teilen zu dürfen.

Möget Ihr beschützt und getragen sein,
Roland Nyanabodhi & Tanja

P.S. Wenn Ihr Fragen oder Impulse zu diesem Bericht habt, dann schreibt uns gerne eine Email.