Ein Erfahrungsbericht von Roland Nyanabodhi
Tamera ist ein Friedensforschungsdorf im Südwesten Portugals, in dem etwa 160 Menschen auf einer Fläche von 140 ha leben. Ziel von Tamera ist, ein Heilungsbiotop aufzubauen, in dem alle Lebensformen – Menschen, Tiere, Pflanzen, Gewässer und andere Wesen – in vereinter Vielfalt zusammenleben und wo die ursprüngliche Ganzheit des Lebens wiederhergestellt wird. Zentrum dieses Projekts ist ein Steinkreis von 96 Steinen auf einem Hügel im Herzen von Tamera. Er ist inspiriert durch den Steinkreis von Almendres bei Evora, der seinen Ursprung in der matriarchalen Epoche hat und mindestens 7000 Jahre alt ist.
Steinkreise sind Energiefelder, die altes Wissen abgespeichert haben. Sie können als ein Ort für individuelle Innenschau, stille Meditation und als Versammlungsstätte für Gemeinschaftsrituale dienen. Jeder einzelne Stein hat eine ganz besondere Kraft und Botschaft zu vermitteln, auch als Repräsentant eines bestimmten Archetyps.
Das war also das Setting, das uns den Raum gab, für 10 Tage in eine Art Forschungsreise einzusteigen, die uns mit wichtigen Aspekten unseres Seins verbinden sollte. In einem Ritual durfte dann jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin eine Karte ziehen, die uns mit einem der 96 Archetypen zusammenführte. Tanja’s Karte war „die Ratte“, eine Kraft, die dunkle Bereiche unseres Wesens ans Licht bringt, um dort Heilung zu ermöglichen. Mein Archetyp waren die Elementarwesen, eine Kraft, die uns wieder mit unserer spielerischen, freudigen und unbeschwerten Seite in Verbindung bringen kann.
Eine tiefe Sehnsucht wurde da bei mir durch diese „zufällig“ gezogene Karte angesprochen. In Kleingruppen, Forumsarbeit mit allen und verschiedenen unterstützenden Elementen wurden wir in die Botschaften und Kraft unseres Steins geführt. Gleichzeitig konnten wir an all den Prozessen teilhaben, die die anderen erlebten. Unsere Gruppe sollte sich speziell durch Kreativität der Stimme des Archtyps nähern. Besonders beglückend war für mich dabei die Arbeit mit Ton. Leichtigkeit, Verspieltheit, Freude und Unbedarftheit in ein Halbrelief zu modellieren – was für eine schöne Arbeit.
Viele Erinnerungen aus meiner Kindheit kamen hoch und es formierte sich ein Entschluss in meinem Herzen: dem Spielerischen, Leichten, Freudigen und Kreativen wieder mehr Raum zu geben in meinem Leben und mich auch für die Elementarwesen und die unsichtbare Welt mutiger zu öffnen.
In Anlehnung an Joanna Macy’s „Konferenz des Lebens“ durften wir am Ende unseres Kurses die Botschaft unseres Archetypen mit den anderen teilen. Wir wurden bemalt und verkleidet, um so unserem Anliegen noch mehr Ausdruck zu verleihen.
Hier meine Botschaft:
„Ich bin Repräsentant der Elementarwesen mit einem wichtigen Anliegen. Die Welt ist in einer sehr schwierigen Situation. Die Menschen haben ihre Wurzeln verloren, ihre ursprüngliche Berufung und Aufgabe. Es gibt unendlich viel Verwirrung, Entfremdung und Separierung in der Welt. Und daraus entsteht Angst, Hass, Gewalt und Gier. Ihr könnt es überall sehen mit all seinen Auswirkungen. All die Krisen und Probleme der Welt können wir nur zusammen lösen, lasst uns also die Herzen wieder füreinander öffnen und zusammenwirken, um so aus dieser Illusion des Getrenntseins herauszufinden – in ein Bewusstsein, das die Schönheit und Zusammengehörigkeit der Schöpfung mit all ihren Wesen, sichtbar und unsichtbar, wieder würdigt und wertschätzt. Und lasst uns das Verspielte, das Leichte und Freudige, das Unbeschwerte, Natürliche und auch Wilde wieder neu entdecken und zurück in unsere Leben bringen.“
Es war ungewohnt für mich als Elementarwesen aufzutreten und zu sprechen und gleichzeitig war da etwas sehr kraftvolles in meinem Herzen.
Am letzten Tag haben wir uns dann noch vom Steinkreis und speziell unserem Stein verabschiedet und haben noch einmal unsere Erfahrungen miteinander geteilt. Ich denke, der Kurs wird in all unseren Herzen weiterleben und -wirken. Ja, und die Verbundenheit zu Tamera, diesem faszinierenden Friedensforschungsprojekt und Heilungsbiotop mit all den wunderbaren Menschen wird immer stärker. Und ein ganz großes Dankeschön an Sabine Lichtenfels und ihr Team für diese bereichernde Erfahrung.